Sonntag, 29. August 2010

Disputation zum Thema Hexenverfolgung

Ein Thema ist dem Fürsten vom ersten Tag seines Besuchs an immer wieder begegnet: die Verfolgung und Verbrennung von Hexen zu seiner Zeit. Und so war es kein Wunder, dass das Winterrefektorium bis zum letzten Platz gefüllt war, als Ernst mit seinem Gefolge kam, um der Disputation heutiger Experten (Dr. Stefan Brüdermann, Staatsarchiv Bückeburg; Dr. Stefan Meyer, Museum Eulenburg, Rinteln; Dr. Claudia Kauertz, Niedersächsisches Landesarchiv) zu lauschen. Er selbst sei schon neugierig auf den Stand der Forschung. Zunächst jedoch hielt Magister Notholden eine Rede, die deutlich machte, wie man im 17. Jahrhundert zu den "Hexen" stand.

Sigmund Graf Adelmann von der Schaumburger Landschaft moderierte die Diskussion, die sicher für das ganze Publikum viel Neues gebracht hat. Zunächst wurde geklärt, wie der Begriff Hexen überhaupt definiert ist und wie der Hexenglaube entstanden ist. Dabei wurde klar, dass man in allen Regionen der Erde an Hexen glaubt und das bis heute. Dass allerdings das Hexentum wie in Europa ab ca. 1400 zu einem verfolgbaren Delikt zusammengefasst wurde, ist einmalig. Entgegen früheren Forschungen weiß man heute, dass es zu kurz greift, nur etwa Frauen, Hebammen oder Heilkundige als Opfer der Verfolgung zu sehen. Je nach Zeit und Region gab es Schwerpunkte, aber nie ist ausschließlich eine Gruppe allein verfolgt worden. So waren es in manchen Regionen beinahe nur Männer, dann wieder in anderen fast nur Kinder.

Die Rechtsgrundlage der Verfolgung bildete ursprünglich die "Peynliche Gerichtsordnung", die so genannte Carolina von 1532. Dass Fürst Ernst 70 Jahre später in seiner Polizeiordnung den Tatbestand erneut aufnahm, war eigentlich überflüssig. Dass er ihn noch verschärfte, ist der Entwicklung in diesen sieben Jahrzehnten geschuldet. Ihr Ende fand die Hexenverfolgung - so eine Vermutung - als das Ausmaß der Verfolgung so weit zugenommen hatte, dass es nicht mehr rational zu erklären war, wer alles "besagt" wurde. So wurden unter Juristen und Geistlichkeit die Proteste immer lauter. Auch die Aufklärung wirkte in diese Entwicklung hinein.

Am Ende der Vorträge hatte das Publikum Gelegenheit, Fragen zu stellen. Fürst Ernst, der der Disputation aufmerksam gelauscht hatte, bedankte sich dann und verabschiedete sich, um über alles Gehörte nachzudenken. Im Kloster wurde noch lange diskutiert.

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