Mittwoch, 1. September 2010

Der Fürst streift Westfalen

Am Besucherbergwerk in Kleinenbremen wartete man gespannt auf Fürst Ernst, war dies doch der einzige Ort in Nordrhein-Westfalen, den der Tross besuchen sollte. Die Kinder des Kindergartens Nammen sangen auf Plattdeutsch und der Bürgermeister bat die Gäste darum, ihre besondere Gastfreundschaft zu zeigen. Fürst Ernst freute sich sehr über das Willkommen im "Ausland", in "Lütjenbremen", auch wenn Grenzen, wie er bereits gelernt hatte, ja nicht mehr die Bedeutung von früher haben.

Dann wurde dem Fürsten ein Fischdieb vorgeführt, der die ehemals fürstlichen Teiche geplündert haben sollte. Dieser impertinente Taugenichts weigerte sich, vor dem Fürsten in die Knie zu gehen. Glücklicherweise war Ernst freundlich gestimmt, zumal der Bürgermeister persönlich ihn bat, dem Dieb zu verzeihen. Als Entschädigung schenkte der Dieb dem Fürsten Fisch, wie man ihn heute oft erhält: in einer Dose. Fürst Ernst nahm die Gabe huldvoll an, ermahnte den Mann aber, nie wieder zu stehlen.

Der Pastor von Kleinenbremen trat daraufhin mit einer Petition vor. Er bat darum, den Julianischen Kalender neben dem heute gültigen, Gregorianischen parallel wieder einzuführen. Auf diese Weise gäbe nämlich alle hohen Feiertage zweimal - und demnach auch zweimal volle Kirchen. Der Fürst staunte: "Einen neuen Kalender einzuführen, um mehr Feiertage zu haben, das kann auch nur einem Pfaffen einfallen."

Eine zweite Petition befasste sich mit der alten, mittlerweile gesperrten Holzbrücke zwischen Kleinenbremen und Bückeburg. Die Kinder riefen: "Gib uns unsere Brücke wieder!" und sangen "Lieder die wie Brücken sind". Und es wirkte. Bevor der Fürst eine Entscheidung treffen konnte, trat Herr Brockmann, Leiter des Straßenbauamtes, vor, entrollte die Zeichnung einer neuen Stahlbrücke und versprach, dass diese noch im nächsten Jahr gebaut werden soll. Er wurde mit einem lauten "Vivat" belohnt.

Darauf wurde eine dritte Petition verlesen. Man forderte um die Wiederinbetriebnahme des Steinkohlebergwerks, um ein Stahlwerk zu bauen, das Arbeitsplätze schaffen soll. Der Fürst solle bitte den Bau eines Hochofens - den musste er sich zunächst erklären lassen - untersützen. Da ein Fürst niemals Geld besitzt, schon gar nicht in seiner Situation, versprach Ernst, die Petition an die zuständigen Stellen weiterzuleiten. Als Abschiedsgeschenk erhielt er ein hangeschmiedetes Messer.

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